Niels Weller: Mehr Ganztagsgrundschulen für mehr Chancengleichheit

Eine gute Grundschule zeichnet sich dadurch aus, ob es gelingt, einem jeden Kind ein erfolgreiches Lernen zu ermöglichen und das nötige Rüstzeug erwerben zu lassen, um sich den heutigen gesellschaftlichen Anforderungen stellen zu können.

Dort, wo sich Schule und Schulträger auf den Weg zu Ganztagsschulen machen, wird eine äußere Struktur geschaffen, die den Kindern und deren Familien Verlässlichkeit und Entschleunigung bieten kann.

Ich denke, es ist wichtig, dass berufstätige Eltern, manchmal in mehreren Arbeitsverhältnissen tätig, ihre Kinder in einer umfangreichen Kernzeit sicher und gut betreut wissen. So werden Eltern und besonders auch Mütter flexibler in der Annahme von Arbeitsangeboten, wenn sie erweiterte Schul- und Betreuungszeiten voraussetzten können.

Kinder sind in vertrauter Umgebung sicher aufgehoben, und müssen nachmittags nicht abwechselnd bei Nachbarn, Großeltern oder befreundeten Familien untergebracht werden.

Auch Kinder aus bildungsfernen Familien oder aus Familien nicht deutscher Muttersprache erfahren in einer Ganztagsgrundschule ein zusätzliches Bildungsangebot sowie soziale Integration.

Man unterscheidet verschiedene Ganztagsschultypen. Je nach den Anforderungen vor Ort, kann eine offene Ganztagsschule (GTS als frei wählbares Angebot), eine teilgebundene Ganztagsschule (zwei verpflichtende Nachmittage) oder eine gebundene Ganztagsschule (mehr als drei verpflichtende Wochentage) Sinn machen.

Möglicherweise entscheidet sich eine Schule auch, dass zunächst nur Ganztagsschulzüge eingeführt werden, z.B. sind dann Kinder in der 1a Ganztagskinder, Kinder in der 1b sind nicht für den Ganztag angemeldet.

Welche äußere Struktur gewünscht wird, können Schulleitung und Kollegium, Schulelternrat und Schulträger meiner Meinung nach nur gemeinsam bestimmen.

Ich glaube aber, dass Ganztagsgrundschule mehr ist als ein sicherer Betreuungsort für Kinder.

Es gibt exzellente Ganztagsschulen, die über ihre innere Struktur und die geschaffenen Bildungsangebote einen reinen Lernort zum Lebensraum werden lassen.  Lehrerinnen und Lehrer sowie pädagogische Mitarbeiter können die Schülerinnen und Schüler in einer Ganztagsschule viel umfänglicher in den Blick nehmen. Gesicherte Mahlzeiten, gemeinsame Hausaufgabenzeiten und Fördergruppen sowie Zeit für gemeinsames Spiel, gemeinsames Lernen und Zeit für Entspannung sind der konsequente Weg für mehr Chancengleichheit in Wilhelmshaven.

Nach meiner Auffassung bietet eine starke Vernetzung mit außerschulischen Kooperationspartnern (z.B. Sport- und Musikvereine, Kirchengemeinden) den Kindern die Möglichkeit, im Rahmen der Ganztagsschule neue Neigungen oder Talente bei sich zu entdecken.

Ein gutes und deutlich ausgeweitetes Ganztagsschulangebot für Grundschulen in Wilhelmshaven können wir nur gemeinsam schaffen. Die Schulleitungen und Lehrer- und Lehrerinnen vor Ort, die schon heute unglaublich viel leisten, dürfen nicht das Gefühl vermittelt bekommen, nun auch noch die Ganztagsschule alleine stemmen zu müssen.

Das Land muss die Schulen mit ausreichend Lehrerstunden versorgen, um Ganztagsschulangebote ausstatten zu können. Dies ist schließlich auch das erklärte Ziel des Landes Niedersachsen. Die Stadt Wilhelmshaven als Schulträger sollte gemeinsam mit den Schulen überprüfen, welche sächlichen Voraussetzungen für einen gelingenden Ganztag nötig sind. Das fängt meiner Meinung nach bei einem Speiseraum an und hört noch nicht bei einem Ruheraum auf.