Die Coronakrise ist eine andauernde Belastung für jeden Bürger. 13 Monate Dauerstress und Krisenintervention haben Allen Kräfte gekostet. Rückschläge bei der Impfstoffentwicklung und bei den Coronatests entmutigen. Es ist verständlich, dass die Verzögerungen in der Bewältigung der Krise sowohl die Bürger als auch die Verantwortungsträger in den Kommunen frustrieren. Wichtige Entscheidungen müssen in kürzester Zeit getroffen werden. Der Druck ist hoch. Nicht immer läuft alles glatt. Die Coronamüdigkeit hat in der Wortschöpfung „mütend“ die Stimmung vieler Bürger getroffen.
Anscheinend auch die Stimmungslage des Oberbürgermeisters. Nur so können sich die Wilhelmshavener Sozialdemokraten seine jüngsten Äußerungen im Zusammenhang mit der aktuellen Corona-Situation erklären. In seinem Gastbeitrag in der Wilhelmshavener Zeitung macht sich der Oberbürgermeister „Luft“ in Form eines Rundumschlags gegen Verantwortungsträger in Bund und Land. Die Äußerungen des Oberbürgermeisters haben einen bedenklichen Ton. Den Verantwortlichen „…Eitelkeiten, Schuldzuweisungen, parteitaktische Ränkespiele und persönliche Wahlkampfinteressen…“ vorzuwerfen erinnert an populistische Parolen, die die Grenze überschreiten. Die „mütende“ Tonlage hat einen gefährlichen Unterton. Vertrauen in die Krisenbewältigung und das System wird so zerrüttet. Es ist zwar verständlich, wenn man sich über die Maskenaffäre der CDU aufrege, aber allen politischen Akteuren gänzlich Versagen vorzuwerfen ist einfach falsch. Die Bundesregierung, insbesondere das Finanz- und Arbeitsministerium hat mutige Entscheidungen getroffen, um die größten Krisenschäden abzuwehren. Es wird oft in der Diskussion unterschlagen, dass mit Abstand kein anderes Land in Europa derartig viele Hilfsmittel bereitgestellt hat wie die Bundesrepublik. Ebenfalls hat die Landesregierung enorme Hilfsprogramme aufgesetzt und das Land Niedersachsen ist bisher besser durch die Krise gekommen als viele andere Bundesländer. Der Oberbürgermeister scheint das in seinem Gastbeitrag vergessen zu haben. Auch erschließt sich nicht die Logik der durch ihn eingebrachten Vorschläge. Zum einem fordert der Oberbürgermeister einheitliche Beschlüsse und kritisiert einen Flickenteppich, andererseits werden kommunale Lösungen als Königsweg zur Bewältigung der Krise vorgeschlagen. In der Bundesrepublik gibt es 264 Landkreise und 107 kreisfreie Städte. Das hier die maßgeblichen Akteure zu einer einheitlichen Gesamtstrategie kommen, scheint wenig realistisch. Die jüngsten Debatten um die Modellregionen sind im Grundsatz zwar richtig, kamen aber an einem ungünstigen Zeitpunkt. Die entscheidenden Waffen gegen das Virus sind die Impfstoffe und die Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten von Covid 19. Die Exitstrategie kann nur an Fortschritt bei Impfungen gekoppelt werden. Und es werden Fortschritte bei den Impfungen gemacht. Bisher nicht so schnell wie gewünscht, aber historisch schnell und es wird besser. Und trotz der Rückschläge wird die Impfstoffversorgung in den kommenden Monaten kontinuierlich besser werden. Wenn wir in dieser Hinsicht Fortschritte gemacht haben, können wir Öffnungen realisieren. Aber nicht einfach nur, weil die Frustration und die Corona Müdigkeit zu groß ist. Wir sollten nicht aufhören zu schwimmen, bevor wir das Ufer erreicht haben.