Johann Peter Paul Hug wurde am 24. Juni 1857 in Heilbronn als Sohn eines katholischen Gefängnisbeamten geboren und ist am 10. Februar 1934 in München gestorben. Er wollte zunächst Geistlicher werden und besuchte deshalb die Lateinschule in Markgröningen. Später entschied er sich aber für das Schlosserhandwerk und absolvierte von 1871 bis 1874 eine Lehre in Heilbronn. Auf der Wanderschaft als Geselle kam er über Chemnitz, Leipzig, Halle, Halberstadt nach Hannover. 1877 trat er in die Sozialdemokratische Partei ein. Er arbeitete bis 1887 in seinem Beruf in Hannover. 1880 fand er eine Stelle auf der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven. Er wohnte zunächst in Tonndeich (Gemeinde Heppens) und dann in der Gemeinde Bant. 1882 wurde er Leiter des Gesangvereins „Frohsinn“, einer sozialdemokratischen Tarnorganisation während der Zeit des Sozialistengesetzes. Nachdem er wegen „sozialdemokratischer Umtriebe“ 1887 auf der Werft entlassen wurde, eröffnete er die Gastwirtschaft „Zur Arche“ in Bant. 1890 gründete er einen Druckereibetrieb und wurde auch Redakteur der sozialdemokratischen Zeitung „Norddeutsches Volksblatt“, später „Republik“.
Hug war bis 1911 Mitglied des Gemeinderates in Bant und gehörte anschließend dem Magistrat und dem Gemeinderat von Rüstringen an. Von 1899 bis 1931 war er auch Landtagsabgeordneter des Großherzogtums und späteren Freistaates Oldenburg. Der Weimarer Nationalversammlung gehörte er bis zum 22. Mai 1919 an.
Während der Novemberrevolution war Hug Mitglied der Provisorischen Regierung, dem so genannten Direktorium, des Landes Oldenburg. Er war als Anhänger der „Mehrheitssozialist
en“ auf Mäßigung und Ausgleich bedacht. Ab 1919 war er dann Wohlfahrtsdezernent der Stadt Rüstringen und wurde am 18.3. 1926 Oberbürgermeister der Stadt Rüstringen, und schied am 1.4. 1929 aus dem Amt aus. Als Wohlfahrtsdezernent gründete er die „Vereinigung für soziale Fürsorge“, deren 1. Vorsitzender er bis 1932 war. Nach dem Tod seiner Frau zog er dann 1932 zu seiner Tochter nach München. Von den neuen Machthabern wurde 1933 die Pension gekürzt und sein Name vom Eingang des Kinderheimes entfernt und das Haus in „Kinderheim am Banter Weg umbenannt. Hug starb 1934 in München. Seine Urne wurde hier auf dem Friedhof Friedenstraße beigesetzt.
Diese Aufzählung seiner Lebensdaten wird aber seiner Bedeutung nicht gerecht.
Wer sich zu Beginn des Deutschen Kaiserreiches der Sozialdemokratischen Bewegung anschloss, um für die Verbesserung der Lage der Arbeiter zu streiten, hatte mit hohen persönlichen Einschränkungen und persönlichen Opfern dafür zu zahlen, musste auch stets damit rechnen, aus der Heimat ausgewiesen zu werden. So erging es einem anderen verdienten Sozialdemokraten, dem Genossen Carl Friedrich Trillhose aus Heppens.
Hätte Hug auf der anderen Seite der Grenzstraße gewohnt, er hätte Bekanntschaft mit preußischen Gefängnissen gemacht, wie August Bebel, und wäre während des Sozialistengesetzes wahrscheinlich ausgewiesen worden. Davor hat ihn allein die liberalere Grundhaltung des oldenburgischen Staates geschützt. Die SPD in Bant war zu jener Zeit ein sogenannter „Vorort“ im Land Oldenburg, das bedeutete, der Banter Vorstand war zugleich der Vorstand des Oldenburger Landes. Das bedeutete auch viele Abwesenheiten von Zuhause. Ich denke, seine Frau und seine Tochter haben es deshalb nicht leicht gehabt.
Es gab noch keinen ausgebauten öffentlicher Nahverkehr: das hieß, viele „Agitationsabende“ in der Umgebung, wie z. B. nach Zetel oder Sande, mussten zu Fuß erledigt werden. Es gab keine bequemen Hilfsmittel wie Computer, Internet und E-Mail: das heißt unzählige Briefe und Artikel waren mit der Hand zu schreiben.
Öffentliche Ehre und Anerkennung gab es zu jener Zeit für ausgewiesene Sozialdemokraten ebenfalls nicht – die Anerkennung, die 1928 die Rüstringer Paul Hug zollten, in dem sie das Kinderheim nach ihm benannten, wurde 1933 von den Nazis rückgängig gemacht.
Wir Sozialdemokraten werden Johann Peter Paul Hug nicht vergessen!